Die Welt erlesen 

Was mit Medien: In Kooperation mit der Jugendpresse Sachsen blicken Schülerzeitungs-Redaktionen hinter die Kulissen der Leipziger Buchmesse

Sie heißen exotisch „Tschiwawa“ (August-Bebel-Grundschule, Leipzig), einheimisch-direkt „Schulz“ (Lessing-Gymnasium, Kamenz) oder „Käthe“ (Käthe-Kollwitz-Gymnasium, Zwickau), augenzwinkernd „Schlaumeier“ (Grundschule Leubnitz, Werdau) oder „Vogelscheuche“ (Werner-Vogel-Schulzentrum, Leipzig), manchmal auch, nomen est omen, „Crux“ (Evangelisches Kreuzgymnasium, Dresden) – in Sachsen gibt es eine gute dreistellige Anzahl aktiver Schülerzeitungen – 172 haben sich 2024 am Sächsischen Jugendjournalismuspreis beteiligt, der jährlich vom von der Jugendpresse Sachsen e. V. und dem Sächsischen Kultusministerium verliehen wird. Dabei zeigt sich: Die Sächsische Schülerzeitungslandschaft ist höchst lebendig! Das gilt fürs Erscheinungsbild – die Optik reicht hier von der handabgezogenen A5-Kladde bis zum professionell layouteten Mag mit über 100 Seiten – wie für die thematische Spannbreite: Eine Umfrage zum Lieblingsessen findet sich da ebenso wie Reportagen über Beleidigungen im Alltag oder häusliche Gewalt.

 

Bunt und vielfältig: Das Universum der Schülerzeitungen in Sachsen (c)nk

Das alles erfahre ich von Chris Janecki, der seit Anfang 2024 als Medienpädagoge im Team der Jugendpresse Sachsen arbeitet. Chris hat seinen Bachelor in Kultur- und Medienpädagogik in Merseburg gemacht; neben der Jugendpresse engagiert er sich ehren- und hauptamtlich in weiteren Vereinen, so etwa dem Landesfilmdienst. Wir treffen uns im zweiten Stock der Leipziger VILLA in der zentrumsnahen Lessingstraße, wo die Jugendpresse Sachsen ihr Büro hat. 1990 besetzten Bürgerrechtler die ehemalige Stadtleitung der Freien Deutschen Jugend (FDJ), inzwischen ist das Haus seit mehr als 33 Jahren ein Soziokulturelles Zentrum, unter dessen Dach dutzende Vereine, Initiativen und Organisationen beheimatet sind und pro Woche über 100 Veranstaltungen mit mehr als 1.500 Besuchern stattfinden.

 

Was mit Medien: Im Büro der Jugendpresse (c)nk

Die Jugendpresse Sachsen e. V. – eine von zwölf regionalen Gliederungen, die unter dem Dachverband Jugendpresse Deutschland tätig sind – ist ein Verband junger Medienmacher, dessen Ziel es ist, Medienkompetenz zu fördern und junge Medienschaffende zu unterstützen. Über die Ausrichtung des Sächsischen Jugendjournalismuspreises hinaus geschieht das auch über Workshops und Netzwerktreffen. So bieten Chris und seine Mitstreiter:innen etwa medienpädagogische Workshops zu Themen wie Fakenews oder Cyber-Mobbing an Schulen an und arbeiten sachsenweit mit Schülerzeitungen aller Coleur zusammen. Außerdem stellt die Jugendpresse Sachsen den Jugendpresseausweis aus, der es Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten ermöglicht, ihre journalistische Tätigkeit nachzuweisen und beispielsweise Presseveranstaltungen zu besuchen und darüber zu berichten.

 

(c)nk

Unter dem Motto Die Welt erlesen organisiert die die Jugendpresse Sachsen in Kooperation mit der Leipziger Buchmesse seit 2022 einen Medientag, bei dem Schülerzeitungs-Redaktionen aus ganz Sachsen die Chance haben, auf der Buchmesse zu berichten, Interviews zu führen und einen Blick hinter die Kulissen des Großevents zu werfen. Alle Beiträge werden nicht nur in den eigenen Zeitungen, Podcasts oder Social Media-Plattformen veröffentlicht, sondern auch auf einem gemeinsamen Blog. 2024 reichte die Palette der Beiträge der jungen Redakteurinnen und Redakteure vom Porträt eines veganen Kinderbuchverlags über Foto-Impressionen von der Manga-Comic-Con (MCC) und Buch-Rezensionen bis zu einem selbstproduzierten Podcast zweier Gymnasiastinnen aus Dresden. 

Es geht ums Mitmachen und Dabeisein!

Chris Janecki, Jugendpresse Sachsen e. V.

„Die Schülerzeitungs-Redaktionen können einen Blick hinter die Kulissen der Buchmesse werfen“, erklärt Chris, „sie erhalten eine Akkreditierung und Zugang zum Pressebereich, ganz wie ihre erwachsenen Kollegen. Wir treffen uns vorab einmal alle zusammen online, um mögliche Themen zu besprechen oder technisch-organisatorische Fragen zu klären. Wir können zum Beispiel auch Aufnahmegeräte oder Kameras verleihen.“ So kann es auch am Messe-Freitag im März 2025 gut sein, dass sich Autorinnen und Autoren, Verlegerinnen und Verleger oder wild kostümierte Mangakas mit Mikrofonen und Kameras konfrontiert sehen. Kisch- oder Grimme-Preis-verdächtige Stücke mögen dabei nicht entstehen – aber das sei auch nicht gewollt, sagt Chris Janecki: „Es geht ums Mitmachen und Dabeisein, auch wenn kein journalistisches Top-Ergebnis dabei herauskommt.“ Und das ist spannend genug: Wir erfahren, wie Kinder und Jugendliche die Welt sehen, was sie begeistert – und welche Medien sie wählen, um sich auszudrücken. Gut möglich, dass der eine oder die andere nach einem Tag auf der Leipziger Buchmesse beschließt, „etwas mit Medien“ zu machen. Und der Messe als Praktikant oder Volontärin für LVZ, Kreuzer oder Mephisto 97,6 erhalten bleibt. Im Leben, wissen wir, sieht man sich meist zwei Mal.

   

(c)nk

Die Welt erlesen – Der Medientag der Leipziger Buchmesse: Freitag, 28. März 2025

Infos und Anmeldung: chris.janecki@jugendpresse-sachsen.de

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