Frl. Ursula

In Leipzig stellte Georg M. Oswald den posthum erschienenen Roman eines Dichterfreundes vor – mit überraschendem Erfolg

Die schönste Lesung hatte ich 2003 zusammen mit Helmut Krausser im Einrichtungshaus smow, wo wir „Frl. Ursula“, den letzten Roman unseres im Jahr zuvor tödlich verunglückten Freundes Heiner Link vorstellten. Das Buch hatte zu diesem Zeitpunkt noch kaum Aufmerksamkeit bekommen. Wir rechneten deshalb nicht mit großem Andrang. Doch als wir ankamen, war das smow schon über und über voll mit Zuhörern. Dafür, dass es keine traurige, sondern eine sehr komische Lesung wurde, sorgte Heiners Text, ein Sittenbild der Vorstadt voll haarsträubender Nachbarschaftserotik. Die Leipziger Volkszeitung schrieb: „Liebe und Verführung sind manchmal ganz schöne Irrtümer, bisweilen aber auch kurzweilig und charmant. Ein hübsches Buch. ,Ich wär’ froh, wenn Sie’s sich besorgen’, sagt Oswald.“ Die Leute sind unserem Rat gefolgt, und ein Jahr später hat sogar Elke Heidenreich den Roman besprochen, sodass er am Ende noch ein Bestseller wurde. Dass er unter einem günstigen Stern stand, spürten wir schon im smow.

Georg M. Oswald, geboren 1963 im oberbayrischen Weßling, arbeitete nach seinem Jurastudium als Rechtsanwalt und Autor in München. Zuletzt legte er den inzwischen verfilmten Roman „Unter Feinden“ (Piper 2012) vor. 2013 übernahm Oswald die Leitung des Berlin Verlags.

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